Leipziger Fahrradausstellung 1890: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Diese Reifen machen im ersten Augen- blick auf das Auge, das bisher an die gebräuchlichen schmalen Reifen gewöhnt war, einen etwas plumpen Eindruck, denn sie haben einen Durchmesser von 2 1⁄4 und mehr englischen Zoll gegen 1 Zoll der bisherigen Reifen und es ist selbstver- ständlich, daß der ganze Bau der Maschine | ||
+ | diesen größeren Verhältnissen entspre- chend abgeändert werden mußte. Das Eigenartige der neuen Reifen besteht darin, das sie hohl sind, eine verhältnismä- ßig dünne doppelte Wandung aus dem allerbesten Gummi mit einer Einlage von sehr starker Leinwand besitzen und mit Luft gefüllt sind. Die Befestigung in den Felgen geschieht auf ganz besondere Wei- se mittels Metallstifte. Das Füllen der Rei- fen mit Luft wird von dem Fahrer selbst mit einer kleinen Luftpumpe besorgt, die in der Werkzeugtasche mitgeführt werden kann. Die Urteile über diese Reifen, die sowohl auf der Londoner Stanley- Ausstellung wie auch in der Leipziger Ausstellung die erste und hervorragendste Neuheit bilden, lauten allerdings sehr verschieden, doch haben englische Ken- ner, welche dieselben probirt haben, aner- kannt, daß sie, namentlich für Dreiräder und insbesondere auf aufgeweichten und schlechten Straßen von großen Vortheil sind. Die Fabrikanten behaupten aber auch noch, das Rennmaschinen, mit diesen Reifen versehen den bisherigen mit 3/8 und 1/4 zölligen Reifen bedeutend überle- gen sein sollen. Thatsächlich haben im vorigen Herbst irische Rennfahrer auf Maschinen mit pneumatischen Reifen Siege davon getragen. Der Hauptvorteil dieser neuen Erfindung besteht darin, daß die Maschinen auf sandigen, schlammigen oder steinigen Straßen viel besser vorwärts kommt, und daß die in letzteren Falle unvermeidlichen Erschütterungen abge- schwächt, ja kaum noch fühlbar sind, wodurch sowohl das Rad wie der Fahrer wesentlich geschont wird. Die Elasticität soll so groß sein, das scharfe Steine, sogar Glassplitter die Gummiwandung kaum zu zersetzen vermögen. |
Version vom 16. Januar 2023, 10:49 Uhr
- Über diese zweite große Ausstellung, die Anfang 1890 in den Räumen des Leipziger Krystallpalaste stattfand, berichtete die "Leipziger Illustrirte Zeitung" im 94. Band, Nr. 2436 vom 08. März 1890 auf Seite 49 - 50.
Diese 2. große Ausstellung war nicht so reich bestückt mit Fahrrädern wie die vorjährige Ausstellung aber so bot sie doch des Neuen und Interessanten gar viel. Schon lange hatten sich die mit den alten schmalen und compacten Gummireifen verbundenen Misstände bemerkbar gemacht, und von den verschiedenen Sei- ten war versucht worden, durch Abände- rung der Form der Gummireifen, indem dieselben eine ovale Gestalt erhielten oder an der einen Seite abgeplattet wurden, Abhülfe zu schaffen; allein ohne durch- schlagenden Erfolg. Da trat in der Mitte des vorigen Jahres Dunlop in Belfast (Ir- land) mit einer Erfindung hervor, die wohl- geeignet scheint, die bisher gebräuchli- chen Gummireifen wenigsten bei einigen Arten von Maschinen, wie beim Dreirad, mit der Zeit zu verdrängen. Es sind dies die pneumatischen Gummireifen, Dunlop’s Patent, welche von der Pneumatic Tyre and Booth’s Cycle Agency Limited in Dublin angefertigt und von August Larsen in Lüttich an einem Singer-Dreirad ausge- stellt wurden. (Abb. 1)
Leipziger Fahrradausstellung 1890-Abb1.jpg
Diese Reifen machen im ersten Augen- blick auf das Auge, das bisher an die gebräuchlichen schmalen Reifen gewöhnt war, einen etwas plumpen Eindruck, denn sie haben einen Durchmesser von 2 1⁄4 und mehr englischen Zoll gegen 1 Zoll der bisherigen Reifen und es ist selbstver- ständlich, daß der ganze Bau der Maschine
diesen größeren Verhältnissen entspre- chend abgeändert werden mußte. Das Eigenartige der neuen Reifen besteht darin, das sie hohl sind, eine verhältnismä- ßig dünne doppelte Wandung aus dem allerbesten Gummi mit einer Einlage von sehr starker Leinwand besitzen und mit Luft gefüllt sind. Die Befestigung in den Felgen geschieht auf ganz besondere Wei- se mittels Metallstifte. Das Füllen der Rei- fen mit Luft wird von dem Fahrer selbst mit einer kleinen Luftpumpe besorgt, die in der Werkzeugtasche mitgeführt werden kann. Die Urteile über diese Reifen, die sowohl auf der Londoner Stanley- Ausstellung wie auch in der Leipziger Ausstellung die erste und hervorragendste Neuheit bilden, lauten allerdings sehr verschieden, doch haben englische Ken- ner, welche dieselben probirt haben, aner- kannt, daß sie, namentlich für Dreiräder und insbesondere auf aufgeweichten und schlechten Straßen von großen Vortheil sind. Die Fabrikanten behaupten aber auch noch, das Rennmaschinen, mit diesen Reifen versehen den bisherigen mit 3/8 und 1/4 zölligen Reifen bedeutend überle- gen sein sollen. Thatsächlich haben im vorigen Herbst irische Rennfahrer auf Maschinen mit pneumatischen Reifen Siege davon getragen. Der Hauptvorteil dieser neuen Erfindung besteht darin, daß die Maschinen auf sandigen, schlammigen oder steinigen Straßen viel besser vorwärts kommt, und daß die in letzteren Falle unvermeidlichen Erschütterungen abge- schwächt, ja kaum noch fühlbar sind, wodurch sowohl das Rad wie der Fahrer wesentlich geschont wird. Die Elasticität soll so groß sein, das scharfe Steine, sogar Glassplitter die Gummiwandung kaum zu zersetzen vermögen.